Rund um den Huf

Nachfolgende Themen:

  • Hufbearbeitung, der Mustanghuf…
  • Umstellung von Eisen auf Barhuf – so gelingt es
  • Pro und Contra Eisenbeschlag
  • Strahlfäule – ein ernst zu nehmendes Thema
  • Hufe richtig fotografieren

DER MUSTANGHUF BZW. DER WILDPFERDEHUF – IST ER WIRKLICH SO GESUND?

Der sogenannte Mustanghuf wird ja u. a. sehr gerne als DER gesunde Barhuf dargestellt. Warum aber weder dieses Hufmodell noch ein anderes „starres“ Modell empfehlenswert erscheint und auch nicht auf jedes Pferd übertragbar ist, hat Brian Hampson (und in Teilen auch bereits frühere Forscher) in einer sehr interessanten Langzeitstudie zusammengetragen.

In dieser Studie wurden die Pferdehufe von vielen verschiedenen Wildpferden in Australien und Neuseeland erforscht. Die erforschten Pferde lebten in unterschiedlichen Lebensräumen und hatten unterschiedliche Bodenverhältnisse (von weich und feucht bis hart, steinig und sehr trocken).

Lesen Sie hier die Ergebnisse der sehr interessanten Studie von Brian Hampson.

UMSTELLUNG VON EISEN AUF BARHUF – SO GELINGT DIE UMSTELLUNG

So mancher Umstellungsversuch von Eisen auf Barhuf endet leider mit einem erneuten Beschlag. Das muss nicht sein. Oft liegt der Grund des „nicht Gelingens“ daran, dass wichtige Faktoren bei der Umstellung von Eisen auf Barhuf nicht berücksichtigt oder gar nicht bekannt waren.

Wichtiges für eine erfolgreiche Umstellung:

  • Das aufklärende Gespräch mit dem Hufbearbeiter (am besten) bereits vor der Umstellung
  • Ist sich der Pferdehalter bewusst, dass das Pferd sich während der Umstellungsphase in einer Art Rehabilitationsphase befindet und deshalb nicht genauso wie mit Eisen „genutzt“ werden kann?
  • Hat der Pferdebesitzer die nötige Geduld und Ruhe? Eine Vorhersage über den Verlauf der Umstellung lässt sich auch im konkreten Fall nie abgeben.
  • Wie ist der allgemeine Zustand meines Pferdes
  • WIE vorsichtig und materialschonend erfolgt die Eisenabnahme?
  • Wie wird der Huf nach der Eisenabnahme bearbeitet? Ein guter Hufbearbeiter wird bereits bei seiner ersten Bearbeitung sehr materialschonend arbeiten aber dem Pferd den Huf gleich so komfortabel wie möglich machen.
  • Nicht zu vergessen: nach der Eisenabnahme ist meist ein erhöhter Pflegeaufwand nötig, da die Hufe mehr Eintrittspforten für Keime aufweisen als ein gesunder Barhuf

Wann sollten Sie aufmerksam werden und hinterfragen?

  • Wenn Ihr Hufbearbeiter eine bestimmte Hufform anstrebt!
  • Wenn Ihr Hufbearbeiter gleich mal jeden Überstand wegnimmt, damit nichts ausbricht. (das Ausbrechen lässt sich schon durch die Art der Eisenabnahme eindämmen!)
  • Wenn Ihr Pferd nach der Hufbearbeitung stets schlechter läuft als vor der Bearbeitung und Ihnen der Hufbearbeiter vlt. auch noch erzählt das müsse so sein und gehöre zur „Heilung“.
  • Wenn Ihr Pferd nach längerer Zeit noch immer nicht (auch nicht auf dem Padock / Koppel) ohne Hufschuhe laufen kann
  • Wenn Ihnen Ihr Hufbearbeiter sagt, das Pferd benötige jetzt unterschiedliche, auch harte, Böden damit sich der Huf an die neue Situation anpassen kann – NEIN, der Huf braucht jetzt erstmal Schonung!!!
  • Wenn die Hufwände nicht stärker werden und die Sohle Ihres Pferdes vom Boden nicht weg kommt und Ihr Hufbearbeiter Ihnen erklärt, diese sei ja zum Tragen da

Und noch etwas: Bitte lassen Sie sich auch durch eine anfänglich problemlose Umstellung nicht dazu verleiten die Hufe nun zu überfordern – weil das Pferd ja sooo gut läuft!

PRO & CONTRA EISENBESCHLAG

Argumente gegen den Eisenbeschlag und (tw. vermeintliche) Gründe für den Beschlag Es gibt natürlich Gründe, die einen Beschlag erfordern aber zumeist ist es ohne besser.

Für einen (vorübergehenden) Hufschutz durch Beschlag spricht:

  • Abrieb stärker als Nachwuchs
  • nach Verletzungen (vorübergehend)
  • Zum Schutz von Sehnen und Gelenken bei gewissen sportlichen Tätigkeiten. (Z. B. Slidereisen im Westernsport) aber nicht Dauerhaft!
  • Bei Pferden die gentechnisch eine sehr dünne Sohle aufweisen und bei denen auch die schonendste Bearbeitung nichts bringt

Dagegen spricht:

  • Eingeschränkter Tastsinn
  • Fehlende Stoßdämpfung (Klirrfaktor)
  • Anpassen an Bodenunebenheiten wird verhindert
  • Hohes zusätzliches Gewicht
  • Unterschiebende Trachten sind fast unvermeidbar
  • Schiefe Hufe werden meist noch schiefer und können nur durch nachträgliches, immer wiederkehrendes gerade schneiden und somit einer abrupte Stellungsänderung „korrigiert“ werden
  • Durch die meist zu langen Bearbeitungsabstände werden die Hufe ungemütlich hoch (Stöckelschuheffekt)
  • Erhöhte Verletzungsgefahr durch die Eisen

Für einen (gesunden) Barhuf spricht:

  • Tastsinn und Hufbiomechanik bleiben zur Gänze erhalten – das Pferd passt dadurch selbst auf seine Hufe auf
  • Gelenkschonender
  • Alle notwendigen Hufanteile können zu einem ausbalancierten Mittragen beisteuern
  • Durch vorausschauende, steuernde Hufbearbeitung kann der Huf in einer gleichmäßigen Balance gehalten werden
  • Schiefe Hufe und/oder unterschiebende Trachten lassen sich am Barhuf besser steuern/ausschalten
  • Hufauffälligkeiten wie z. B. Hornspalten, Risse, Hohle Wände, Hornausbrüche aber auch Zwanghufe, Hufrehe. können am Barhuf viel besser korrigiert werden.
  • Durch stetige Anreize wird besseres Hornmaterial produziert
  • Ein Eindringen von Keimen und Fäulnis ist beim gesunden Barhuf seltener möglich und die Gefahr von Entstehung eines Hufgeschwüres /-abszesses dadurch geringer
  • Kostengünstiger

STRAHLFÄULE – EIN ERNST ZU NEHMENDES THEMA ABER OFT UNTERSCHÄTZT

Ursachen:

  • Haltungsbedingungen (Kot-Uringemisch zersetzt Hufhorn)
  • vermehrte Bildung von Strahlmilchtaschen
  • Hufform (enge, steile Hufe, zu hohe Hufe oder untergeschobene Trachten, zu lange Zehe, zu verbogene Wände.)
  • Unsachgemäße Hufbearbeitung / zu lange Bearbeitungsabstände
  • Stoffwechselprobleme

Strahlfäule NIEMALS auf die „leichte Schulter“ nehmen!!

Folgen von nicht behandelter Strahlfäulnis können u. a. sein:

  • Lahmheit
  • Entzündung der darunterliegenden Lederhaut bis hin zum Hufkrebs
  • Hufrollenproblematiken (sowohl an den Weichteilen – Sehnen, Bänder, Schleimbeutel, als auch des Knochens -> Strahlbein)

Beseitigung:

  • Auf Sauberkeit achten (soweit möglich)
  • Tägliche Reinigung mit entsprechenden Mitteln und vor Eindringen weiterer Keime schützen
  • Regelmäßige und sachgemäße Hufbearbeitung
  • Fütterung überdenken und ggf. ändern
  • sonstige Gründe für Stoffwechselentgleisungen eruieren und beseitigen

 

 

HUFFOTOS UND VIDEOS ZUR GANANALYSE RICHTIG ERSTELLEN

Anleitung zur Erstellung von aussagekräftigen Huffotos:

Um eine bestmögliche Beurteilung der Hufsituation, mittels Foto, zu gewährleisten benötigt es folgende Fotos:

  • eine seitliche Aufnahme vom ganzen Pferd im Stand, am besten wenn das Pferd mit 4 Hufen parallel am Boden steht.
  • Zusätzlich Fotos von dem jeweilig zu beurteilenden Huf eine Aufnahme
    • von vorne
    • von der Seite
    • eine Sohlenansicht

Bitte beachten:
Bei Front- und Seitenaufnahmen den Fotoaparat stets
parallel zum Huf (also Fotoapparat auf den Boden stellen) zu halten.
Bitte immer die Mitte der Hufansicht und Höhe des Kronsaumes als Mittpunkt wählen!

Bei den Sohlenaufnahmen richten Sie den Fotoaperat so aus, dass Sie genau
mittig auf die Strahlspitze
oder ein klein wenig darüber Ihren Mittelpunkt haben!

Zudem ist es wichtig um einen Hufwinkel zu erkennen, dass Sie jeweils das
Fesselbein mit aufnehmen!

Sehen Sie dazu folgende Beispielbilder

VIDEOS ZUR GANGANALYSE:

Um das Gangbild mittels Video zu analysieren benötigt es folgende Aufnahmen:

Das Pferd im Schritt und evtl. auch im Trab

  • von vorne (auf den Filmer zugehend)
  • von der Seite (am Filmer vorbei gehend)
  • von hinten (vom Filmer weg gehend)

 

Beachten Sie aber, dass sowohl eine Fotoanalyse als auch eine Videoanalyse niemals den Wert einer persönlichen Besichtigung des Fachmannes entsprechen kann!